Zwei junge Mädchen erleben die Zeit des Heranwachsens im Krieg in einem entlegenen Ort. In dem von Feinden umgebenden, bloß noch von Gebrechlichen, Frauen und ihren Kindern bevölkerten Dorf kämpfen sie um das Lebensnotwendige, erfahren die verdeckte Seite der Krise.
Die georgische Schriftstellerin Tamta Melaschwili hat einen beeindruckenden Debüt-Roman vorgelegt. Zknapa und Ninzo, zwei dreizähnjährige Mädchen, erleben die Sorgen und Konflikte der Pubertät in einem von Feinden umstellten Dorf im Kriegsgebiet.
Zknapa, die junge Ich-Erzählerin, berichtet von den Erfahrungen des Krieges, von der materiellen Not der im Dorf gebliebenen Frauen, Kinder und alten Leute. Die beiden Jugendlichen suchen nach Lebensmitteln, kämpfen verzweifelt um Milch für Zknapas kleinen Bruder, ihre Mutter droht, die Nerven zu verlieren. Die Schrecken des Krieges zeigen sich nicht in den direkten Gewalthandlungen, doch im täglichen Leben in der von den Erwachsenen verlassenen Krisenzone.
Der Roman erzählt von dieser verdeckten Seite des Krieges, beschreibt die Ereignisse in drei aufregenden Tagen aus dem Leben der Protagonistinnen. Der Ort des Geschehens bleibt unbestimmt, der Kriegskonflikt wird nicht konkret genannt. Für die Geschichte, in der regionale Grenzen, eindeutige Charakteristika aufgehoben sind, legt sich jedoch der russisch-georgische Krieg im Jahr 2008 als Hintergrund nahe. Die jungen Mädchen sind mit dem beunruhigenden, gefahrvollen Schicksal konfrontiert, das Zknapa mit ihren knappen Erzählformeln ebenso wie mit dem magischen Abzählvers zu beschwören versucht.
Tamta Melaschwili. Abzählen. Roman Unionsverlag. Aus dem Georgischen von Natia Mikeladse