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Das Epub3 soll das Lesen um neue, virtuelle Reize erweitern

Eine  Entwicklung auf dem Gebiet der E-Books beginnt jetzt, den digitalen  Buchmarkt  zu erobern. Die moderne Erfindung des Epub3-Formates soll die Lesewelt über technische Funktionen erweitern, Phantasien durch Multimedia und Interaktionen im virtuellen Bereich zu neuem Leben erwecken.

Bewegte Bilder, Geräusche, Musik, interaktive Spiele, Grafiken – die neue Erfindung des Epub3-Buches soll die Lesewelt lebendig machen, Inhalte verdeutlichen, Imaginationen  in eine scheinbar wirkliche Sphäre projizieren.

Eine aktuelle Entwicklung auf dem Gebiet der E-Books hat  jetzt begonnen, den digitalen  Buchmarkt und vielleicht gleichfalls die  Neigungen der neuerungsbegeisterten Leser zu erobern. Besonders im Gebiet der Sachbücher könnten die neuen technischen  Möglichkeiten Verwendung finden. Mit dem innovativen Epub3 lassen sich Fakten durch die hierzu gehörigen Bilder, Karten oder Grafiken visualisieren, die Darstellungen anschaulich gestalten, über akustische Elemente die Lektüreinhalte  konkret erfahrbar machen. Mit Hilfe einiger  geringfügiger taktiler Handhabungen am E-Reader ist hierbei ein Maximum an Informationen erhältlich, Lesen wird potentiell  ein interaktives Erlebnis.

Das neue Epub3 soll eine eigenständige digitale Lektüreform erschaffen

Das neue, von dem IDPF (International Digital Publishing Forum) entworfene digitale Epub3-Format kann mehrere  Dateien kombinieren und ermöglicht damit eine Menge hinzukommender Funktionen, wie die Einbindung von Audio- und Video-Elementen,  Interaktionen, multimedialen Inhalten.

Mit dem modernen Epub3 wird das digitale Buch  in gewissem Sinne eine eigenständige Lektüreform, will das E-Book eine neuartige, qualitativ andere Leseerfahrung erschaffen. Durch die fortschreitende Digitalisierung der Bücherwelt   werden nun  offenbar mit der technischen Methode der „Augmented Reality“  tendenziell die Phantasien der Leser lebendig, Lektüre und Lektüreinhalte sind  jetzt in der Perspektive elektronischen Know-hows digitalisiert verfügbar.

Das „Wonderbook“ von Sony verbindet konventionelles Buch und Video

Das mit Pop-ups erweiterte „Wonderbook“ von Sony verbindet konventionelles Buch  und Video, wenn man zusätzlich das TV-Gerät an eine Play Station3 angeschlossen hat, eine Webcam und die als Bewegungssteuerung fungierende Play Station Move besitzt. Der Leser kann so in den Verlauf der Geschichte eingreifen und wird  als Spieler Teil der Handlung. Das gemeinsam mit J.K. Rowling, der Autorin der Harry Potter-Serie, entwickelte „Book of Spells“ ist die erste Produktion dieser Art. Den Play Station Move Controller kann der Leser als Zauberstab gebrauchen, und die Zaubersprüche werden scheinbare Wirklichkeit. Ein Jugendbuch über Dinosaurier, das jetzt in Vorbereitung ist, macht die  imposanten Riesen der Urzeit durch die Technik der „erweiterten Realität“ auf dem Bildschirm sichtbar.

Das Lesen wird in dieser Art in eine andere, virtuelle Sphäre übertragen, der Schulunterricht könnte sich in Zukunft mit Hilfe von 3D-Multimediabrillen zum kybernetisch vermittelten Lernerlebnis umwandeln, die Phantasie wird potentiell  im Medium technischer Erfindungen in  der Cyber Realität zugänglich.

Multimedia-Books im Unterricht und für Schüler im Erfolg zweifelhaft

Ein pädagogischer Nutzen der interaktiven E-Books scheint für bestimmte Lernsituationen möglich, durch technisch  produzierte sinnliche Lernreize ist ein zusätzlicher Lernerfolg denkbar, wenn der  Einsatz der modernen Methoden nicht dogmatisch wird. Einer von Texas Instruments im Jahr 2011 durchgeführten Studie zufolge beeinflussen 3D-Lehrmaterialien über die Dauer die Lernfähigkeit der Schüler. Doch die Lehrer bleiben z.T. skeptisch, bezwei-feln den Sinn der Erfindung.  „Gerade an unserer Schule legen wir viel Wert auf selbststän- diges Lernen, auf Praktisches, …“, behauptet Andreas Rech, Lehrer an der Helene-Lange-Schule aus Wiesbaden (dpa), der mit seiner Schulklasse den Cyber Classroom auf der Frankfurter Buchmesse besucht hat.

Multimediale Bücher, die ein Interagieren des Lesers mit den Buchinhalten bieten, sind allerdings bisher bloß auf Tablet-Computern erlebbar. Gleichfalls sind jetzt bereits interaktive Kinder- und Jugendbücher als E-Books im Handel erhältlich, die man auf mobilen Geräten der Firma Apple  nutzen kann.

Belletristik-Leser bevorzugen individuelle, durch eigene Phantasie gelenkte Lektüre

Die Erwartungen von Belletristik-Lesern an die Lektüre lassen sich jedoch offenbar nicht ohne Weiteres  in das neue digitale Buchformat einpassen. Per Dalheimer, der Internetshop-Leiter von libri.de, erklärt: „Da geht es einfach um den Text, und man will Kino im Kopf, nicht Kino in der Datei“ (Zeit-Online).

Ob das digitale Bücherkino wirklich eine akzeptable, vernünftige Erhöhung von Lektürekompetenzen, eine Steigerung von Lern- und Erfahrungsfähigkeiten, eine echte Alternative im Sinne eigenständiger und kreativer Aneignung von Inhalten bedeutet, ist bisher eine offene Frage. Oder wird mit dem modernen interaktiven E-Book die Leseerfahrung als komplexer, individuell geleiteter Prozess hierbei  doch eher durch digitale Spielereien profanisiert, im Mit-tel technischen Intervenierens, über die erstaunliche elektronische Machbarkeit in Richtung auf  vorgefertigte Schemen, Bilder, Interpretationen überformt?

„Enhanced books“ haben im Moment noch Probleme beim Übertragen auf Lesegeräte

Epub3, ebenso wie z.B. Kindle Format 8, iBooks sind „enhanced“ oder „enriched“ Books,  d.h. mit Medien jeglicher Art angereicherte digitale Bücher,  die auf Web-Technologien, hier HTML5, gründen. Besondere Charakteristika der erweiterten E-Books sind Audio, Video, Multimedia, interaktive Elemente, erweiterte Layout-Features. Die Grenzen zu anderen Medien können in dieser Art überschritten werden.

Bis jetzt ist jedoch das neue Epub3 nicht mit allen Readern gleichermaßen gut kompatibel, die auf dem Lesegerät gezeigte Darstellung ist bei E-Book-Reader, Tablets und Smartphones jeweils eine andere. Durch Eingreifen in die Layout-Funktion können sich z.B. Bilder verschieben, Zeilen von Absätzen bleiben gelegentlich gesondert auf einer Seite erhalten, Überschriften können an den unteren Seitenrand rücken, etc.  „Die Layout-Anpassungen stecken selbst mit Epub3 noch in den Kinderschuhen“ (Zeit Online), behauptet Fabian Kern, freiberuflicher Berater im Bereich Digitales Publizieren. E-Ink-Geräte besitzen nur allmähliche Bilderwechsel, Videos können dort folglich bloß mit Schwierigkeiten dargeboten werden.

„Wir wollen mit unserem Angebot die Kunst des Autors demokratisieren“, erläutert Eileen Gittens, Vorstandsvorsitzende des kalifornischen E-Book-Anbieters Blurb (dpa). Sie hält offene Plattformen im Kontrast mit in stärkerem Maße geschlossenen Modellen, wie z.B. die von Apple oder Amazon, für die  geeignete Form künftigen Publizierens. „Und die Technik der Enriched Books wird die Leseerfahrung völlig verändern“, sagt sie.